Wickie und die starken Männer

Andelsbuch

23 Jun 2019

13.00

Kulturverein Bahnhof

Andelsbuch

Animation. USA 1973. 90 Minuten.

Regie: Eberhard Storeck

Wickie und die starken Männer zeigt Helden aus jener goldenen Zeit, als der Zeichentrickfilm noch nicht aus dem Computer kam.

 

 

 

Nostalgie ist eine schlimme Sache. Da kann es vorkommen, daß berufstätige Menschen mannshohe Plüschpuppen, grellfarbene Plastikteile, neonbunte Roboter und sonstige Ausgeburten der Spielzeugindustrie in Büro, Bar oder Badezimmer rumstehen haben, nur weil sie das an eine Kindheit erinnert, die sie glücklich und zufrieden unter solchen Monstern verbringen durften. Andere decken sich mit Musikzeugnissen aus der Zeit ihrer Zeugung ein und verlassen das Haus nur noch mit einer Frisur, die keinen Geschmack hat, dafür aber einen eindeutig zu bestimmenden Jahrgang. In aller Deutlichkeit: Da wir endlich mehr oder weniger glücklich im neuen Jahrtausend angekommen sind, gibt es wirklich keinen Grund, plötzlich so zu tun, als ob uns Gott, das Schicksal oder irgendeine Modewelle so ohne weiteres wieder zurück in die siebziger Jahre befördern könnte. Wozu auch? Damals gab es nichts, was uns heute abgehen würde. Mit einer Ausnahme: Wickie und die starken Männer – Helden aus der goldenen Zeit, als der Zeichentrickfilm noch nicht aus der Konserve kam – die kann man immer brauchen. „Wickie, der kleine Sohn eines rauflustigen Wikingers, fährt mit seinem Vater und einer Piratenhorde über die Meere.“ So steht es im rororo – Lexikon des Internationalen Films. „Sie rauben und plündern zwar, aber sozusagen nur als Mundraub. Als der gewitzige Wickie dem Vater und seiner Mannschaft häufiger durch gute Ideen aus der Klemme hilft, wird er als ganzer Mann in die Mannschaft aufgenommen.“ Spaß, Spannung, Seelenstärkung. 1973 entstand in Japan der abendfüllende Spielfilm, der auf die Abenteuer der gleichnamigen TV-Serie aufbaute, mehr als ein Vierteljahrhundert später ist die Geschichte von Wickie, dem dreikäsehohen Häuptlingssohn, der mit Köpfchen ausgleicht, was ihm an Kraft und Körpergröße fehlt, endlich auch in den österreichischen Kinos zu sehen. Wie Wickies Ideen Snorre von seinen Zahnschmerzen befreien, wie er allein dank seiner Pfiffigkeit den Wettbewerb im Steinetragen gewinnt, wie er seinen Freunden auf hoher See immer wieder aus der Patsche hilft und schließlich sogar den schrecklichen Sven, Erzfeind aller Wikinger, besiegt – das muss man gesehen haben. Nostalgie hin oder her.

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